Rückblick

Persönlicher Reisebericht zur Herbstreise November 2013
Die Herbstreise 2013 „Golden Route mit Kyushu und Tokyo“ wurde von unserer Reisegruppe mit grosser Begeisterung aufgenommen. Aufgrund des grossen Echos bieten wir diese Gruppenreise jeden Herbst an.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bedanken bei Bruno und Ursula, die alle Register gezogen haben und uns freundlicherweise einen Reisebericht geschrieben und zur Verfügung gestellt haben. Dieser ist nachfolgend aufgeführt.


Von Bruno & Ursula K.
Herbstreise durch Japan im November 2013 – Ein Erlebnisbericht

Der Hintergrund der Reise ist erwähnenswert, weil er bestimmt einen guten Teil zum sehr eindrücklichen, interessanten und auch gemütlichen Verlauf der Reise beigetragen hat. Wir waren sehr gut aufgehoben, 19 Teilnehmende aus der Zentralschweiz.

 

Denis, der Reiseleiter, ist in Taiwan geboren und bei seinen Adoptiveltern am Zugersee aufgewachsen. Sein Interesse für Japan führte schliesslich zu einer Stelle als Gästebetreuer an der Weltausstellung 2005 in Nagoya, weil er Japan bereits gut kannte und die Sprache beherrscht. Yoko, seine heutige Frau, hat er dort kennengelernt. Sie spricht auch deutsch. Die beiden leben nun seit Jahren in Japan, organisieren Reisen für private und geschäftliche Kleingruppen.

 

Denis war meist der Antreiber in der Spitzenposition und Yoko das Schlusslicht und der ruhende Pol. Für uns war es eine wichtige und angenehme Rollenteilung, denn während dem grösseren Teil der Reise haben wir den öffentlichen Verkehr benutzt, Tram, Metro, Eisenbahn, Hochgeschwindigkeitszug, Dampfbahn, Seilbahn und Schiff. Der Reisecar bildete eher die Ausnahme. Schon deshalb war die Reise sehr abwechslungsreich, wir wurden unter „das Volk“ gemischt und es kam das Gefühl von Wanderferien auf. Trotz vielen Menschen in manchen Bahnhöfen mit komplizierten, fast ausschliesslich japanisch beschrifteten Wegen, ging nie jemand auch nur ansatzweise verloren, wir haben das Bad in der Menge genossen.

 

Auch die Gärten der grossen Tempel und Schreine in und um Kyoto waren dicht bevölkert. Die Menschen geniessen die Herbstfarben der feinblättrigen japanischen Ahornbäume und besuchen die Shinto- und Buddha-Heiligtümer in fröhlicher und festlicher Stimmung. Sie sind mehrheitlich jung, als Europäer und Rentner fällt man auf.

 

In Kyoto hat Japan für uns angefangen. Wir lebten vier Nächte in einem gemütlichen Hotel im Stadtzentrum, so dass vieles auch zu Fuss erreichbar war. Auch Einkaufsläden gab es gleich um die Ecke. Es hat uns an nichts gefehlt. Besonders schön und eindrücklich war das Nachtessen bei den Maikos, das sind Geisha-Lehrtöchter. An jenem Ort wurde das Essen zum ersten Mal auf kleinen Tischen serviert. Einige genossen es, elegant auf den Kissen kniend und andere, so wie es für sie eben ging. Ess-Stäbchen sind vorerst für einige eine Herausforderung und ebenso einzelne Gänge des kunstvoll präsentierten Essens. Wir haben sie gerne angenommen, denn wir wollten ja in die Geschichte, in die Traditionen und in die Kultur von Japan eintauchen. Das war es dann auch, was uns Yoko und Denis mit dieser Reise geboten haben. Japan ist in vielem anders als Europa, schon speziell, obwohl sich das moderne Japan Europa in manchen Dingen zum Vorbild nimmt.

 

Es besteht nicht die Absicht, die ganze Reise zu beschreiben, die von Zürich bis Zürich 19 Tage gedauert hat. Über all die Orte und Sehenswürdigkeiten kann man in Reiseführern und Büchern lesen. Das haben wir auch getan, angeregt durch die vielen Informationen und spannenden Geschichten von Denis und Yoko. Denis fand auch immer gleich den Bezug und den Unterschied zur Schweiz, was einige Aha-Erlebnisse auslöste.

 

Von Kyoto führte die Reise zum Tempelberg Koyasan, wo wir in einem Tempel bei den Mönchen wohnten. Wegen dem kalten Klima auf dem Berg mit Resten von Schnee waren wir nicht sehr erbaut, in das zwar eindrückliche aber sehr alte Gebäude einzuziehen. Erstmals haben wir an diesem Ort den Yukata (japanischer Hausmantel) angezogen und freuten uns über seine wärmende Wirkung. Leuchtende Augen bekamen wir dann, als wir nach der Begrüssungszeremonie in unsere Zimmer geführt wurden. Sie strahlten frisch renoviert mit Reismatten an Boden und Wänden, sehr schön und einladend warm beheizt. Da gab es sogar einen Fernseher und die Toilette ist ein Klosomat mit geheizter Brille! Dieser ist in Japan auch in den öffentlichen Toiletten häufig anzutreffen, die man nie lange suchen muss und immer sehr sauber vorfindet.

 

Das veganische Nachtessen, das die Mönche servierten, schmeckte den meisten ausgezeichnet. Zum Essen knieten oder hockten wir vor unseren kleinen individuellen Tischchen und gegessen wurde mit Stäbchen, was während der Reise noch häufig der Fall war. Für Suppen gab es Löffel und wer wollte, der konnte auch eine Gabel bestellen. Aber „die japanische Herausforderung“ wollten wir natürlich annehmen.
Das Futonbett finden wir nach dem Nachtessen auf dem Boden des Zimmers ausgebreitet. Sollte es zu hart sein, so kann man eine zusätzliche Auflage bestellen.

 

Am 7. Tag erreichen wir mit Bus, Seilbahn, Bahn, Hochgeschwindigkeitszug und Fähre die heilige Insel Miyajima nahe von Hiroshima. Ihre Heiligkeit erkennt man am orangefarbenen Tor des Itsukushima-Schreins, das vor der Insel im Meer steht. Unser Ryokan (japanisches Gasthaus oder Hotel) war märchenhaft. Wir leben klassisch japanisch auf hohem Niveau, geniessen das japanische Bad, spazieren in wunderschönen Gärten, besuchen Hiroshima mit dem „Atombombenmuseum“ und steigen auf den Mount Misen, um die wunderschöne Aussicht über die Bucht- und Insellandschaft zu geniessen.

 

Unsere nächste Station ist Kumamoto auf der Südinsel Kyushu. Wir erreichen den Ort mit dem Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug) am Abend des 9. Tages und bleiben bis zum 12. Tag. Unterwegs besuchen wir eine Pfahlbauersiedlung aus der Zeit von 300 vor bis 300 nach Chr.

 

Kumamoto ist unser Ausgangspunkt für eine romantische Dampfbahnfahrt, den Besuch einer Schnapsbrennerei und das sehr eindrückliche und geschichtsträchtige Kumamoto Castle. Es folgt unser erster Vulkanbesuch auf der Halbinsel Shimabara inkl. Fussbad in den heissen Quellen, die in dieser Region sehr oft anzutreffen sind.

 

Am 13. Tag geht die Reise zum Mt. Aso, einem dampfenden Vulkan in eindrücklicher Landschaft. Am Abend erreichen wir das Onsendorf (Bäderdorf) Kurokawa. Es besteht aus einer Ansammlung von traditionellen Ryokan, jedes mit seinem eigenen Bad. Wir kleiden uns in die traditionellen Yukata, erhalten dazu auch noch einen „Wintermantel“ und ziehen dann in kleinen Gruppen von Ryokan zu Ryokan, um mehrere heisse Bäder zu erleben. Wir betreiben japanische Wellness in romantischen Grotten, dann in einem Bambushain, indoor und outdoor, sehr abwechslungsreich. Es folgt das japanische Nachtessen, am zweiten Tag mit 15 Gängen, alles in Kleinigkeiten kunstvoll serviert. Ein Augenschmaus ist es für alle, ein Gaumenschmaus nicht alles für alle. Aber die Auswahl ist derart gross, dass man ruhig auch etwas stehen lassen kann, was den Geschmack nicht trifft. Traditionell wird Reiswein dazu getrunken, aber auch Bier. Zu unserer grossen Überraschung gibt es vielerorts auch ausgezeichnete Rotweine aus der ganzen Welt im Angebot, zu sehr anständigen Preisen.

 

Am 15. Tag fährt uns der Reisecar nach Fukuoka im Norden der Insel und von dort bringt uns das Flugzeug nach Tokyo. Es standen uns drei Tage zur Verfügung, um die Grossstadt zu entdecken und zu geniessen, ja geniessen! Es geht dort sehr geordnet zu und her. Das einzige Stück Papier, das wir auf dem Boden sahen, wurde gerade von einem Polizisten aufgehoben. Stadtrundfahrten, Ausflüge in die Shoppingmeilen und in typisch japanische Vororte rundeten das Programm ab. Die Stadt wirkt lebendig und offen, aber nicht gehetzt, wie man es von andern Grossstädten kennt. Im zentral gelegenen Hotel konnten wir uns wieder etwas an den westlichen Stil gewöhnen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge!


Japan ist verschieden und wirklich eine Reise wert, auch wenn man vorher nie daran gedacht hätte.
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